70 Jahre Malzirkel "Steinkohle" e.V. Zwickau

Ein herzliches „Glück auf“

 im Namen des Vorstandes des Malzirkel „Steinkohle“ e. V. Zwickau


Wir feiern heute den 70. Jahrestag des Bestehens unseres Malzirkels „Steinkohle“ e.V.

Außenstehende fragen oft, warum nennt ihr euch „Steinkohle“; welchen Bezug habt ihr als Maler zur Steinkohle?

Im Zentrum der Stadt Zwickau ist nicht mehr viel zu erfahren, was darauf hindeutet, dass in der Stadt und ihrer Umgebung einst eine Jahrhunderte lange Industriegeschichte mit dem Steinkohlenbergbau verbunden war.

Wir sind als Malzirkel stolz, in unserer Vereins-Bezeichnung den Namen „Steinkohle“ zu führen.

Wer weiß heute noch, dass alle damalig gegründeten Malzirkel im „Steinkohlen Bergbauverein“ vereint waren.

In den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts fand ein bemerkenswerter Aufschwung im künstlerischen Volksschaffen durch die Bildung von Zirkeln an den Klub- und Kulturhäusern statt, so unter anderem auch in den Steinkohlewerken des Zwickauer Reviers.

Es bildeten sich vielerorts Zirkel heraus, die in ihrer Freizeit eine künstlerische Beschäftigung suchten. 

Die Laienschaffenden waren für jeden fachlichen Rat dankbar. 

Dazu gab es im Zwickauer Steinkohlenrevier Künstler, die diese Malzirkel mit gründen halfen, so auch in den Jahren von 1952 bis 1955.

Im Bergbaubetrieb „Karl Marx“ wurde 1952 durch Edgar Klier und im Bergbaubetrieb „Martin Hoop“ 1953 von Karl-Hein Jacob jeweils ein Malzirkel gegründet.

Unser Malzirkel gründete sich 1955 unter der Leitung von den Künstlern Heinz Jähn und Horst Schieke zusammen mit zehn Bergmännern, die als Freizeitbeschäftigung das Malen und Zeichnen betrieben.

Als einziger Malzirkel von den drei Malzirkeln der Zwickauer Steinkohlen-Bergbaubetriebe führt unserer seit der Gründung in seinem Namen „Steinkohle“.

Eine kurze Übersicht über die Entstehung unseres Malzirkels sollte zur Erinnerung an all diese Wege und Ereignisse dienen.

Das ehemalige Klubhaus „Steinkohle August Bebel“ in Schedewitz fungierte für die Kulturschaffenden aus dem genannten Betrieb und somit für den Malzirkel „Steinkohle“. 

Unter einfachsten Raumbedingungen in einer Baracke am Bergmannsweg in Schedewitz entstand das erste sogenannte „Malstudio“ unseres Zirkels.

Aber nicht nur die schwer schaffenden Bergmänner gehörten zu diesem Zirkel, sondern auch eine erste Kinder- und Jugendgruppe ergänzte diese Gruppenarbeit.

Der erste künstlerische Leiter Heinz Jähn prägte durch seine Fähigkeiten und das Mitwirken beim Malen die Vielschichtigkeit in der Darstellungsweise von Maltechniken.

Ein tragisches Ereignis war der Brand des Klubhauses, bei dem wertvolle Bilder von Heinz Jähn vernichtet wurden.

Das waren so einzigartige Ölbilder, die die Kokereien der Werke „Karl Marx“ und „August Bebel“ als Zeitzeugnisse der historischen Kokserzeugung in Zwickau darstellten.

Unruhige Jahre begleiteten den Malzirkel durch mehrfaches Wechseln der Räumlichkeiten, weiterhin so mussten immer wieder die mühsam angeschafften Arbeitsmittel von einem neuen Domizil in das andere umgesetzt werden.

Dabei halfen immer alle Mitglieder mit, die neuen Arbeitsräume in ein arbeitsfähiges Studio einzurichten.

Wenn man bedenkt, dass diese Umzüge über die Jahre sechsmal erfolgen mussten und der Malzirkel immer wieder aktiv zusammengefunden hat, so ist das doch ein bemerkenswerter Ausdruck des inneren Zusammenhalts.

Die Freude am künstlerischen Schaffen ist bei allen Mitgliedern ein Grundbedürfnis, und wir tun das nicht nur für uns im Studio, sondern zeigen es sehr gern in der Öffentlichkeit.

All die Orte aufzuzählen, wo unser Malzirkel seine vielfältig gestalteten Bilder und Zeichnungen zum Ansehen präsentiert hat, würde hier den Rahmen sprengen. 

In vielen Rathäusern, Arztpraxen, Krankenhäusern, Galerien und Museen in der Zwickauer Umgebung konnten wir unsere gemalten Bilder schon ausstellen und erhielten für diese Leistungen Lob und Anerkennung.

Hier sollten nur wenige als Beispiele genannt werden, wie Galerie im Domhof, Schloss Wildenfels, in der „Lochmühle“, Schloss Glauchau, Kleine Galerie Neuensalz und im Rathaus von Zwickau.

Wir dürfen in unserem Rückblick auf 70 Jahre Malzirkel „Steinkohle“ e. V. nicht vergessen, dass wir auch viel Unterstützung durch die Stadt Zwickau in finanzieller wie in künstlerischen Aufgabenstellungen erfahren haben, für die wir sehr dankbar sind.

Auch möchten wir uns in Erinnerung rufen, dass uns viele Künstlerinnen und Künstler in den Jahren Anleitungen gaben in der künstlerischen Ausdrucksform und in den Maltechniken. 

Hier ist besonders zu nennen der leider schon verstorbene Zwickauer Künstler und Max-Pechstein-Preisträger Edgar Klier, der uns in vielerlei Hinsicht geleitet und gefördert hat.

So könnte man noch viele namentlich benennen, die uns bisher und auch zukünftig unterstützt haben und noch werden, wie z. B. Rico Weißflog, Christian Siegel und Aribert Höhnemann.

Selbst in den eigenen Reihen unserer Mitglieder wird aktiv untereinander künstlerische Unterstützung und fördernde Kritik gegeben.

Wenn wir heute 70 Jahre Malzirkel „Steinkohle“ e.V. feiern wollen, dürfen wir nicht vergessen, dass ein solch langer Bestand nicht ohne Nachwuchs möglich wäre. 

Die Kindergruppe mit ca. 35 Kindern ist ein fester Bestandteil des Malzirkels und sie können experimentieren, um festzustellen, welche Techniken ihnen am besten liegen.

In allen Ausstellungen, die vom Malzirkel gestaltet werden, sind Bilder, Zeichnungen, Linolschnitte oder Collagen von der Kindergruppe mit präsent. 

Die künstlerische Tätigkeit erfolgt nicht nur im Studio, sondern auch durchgeführte Wochenend-Exkursionen in unserer näheren Heimat, wie auch Tagesausflüge in und um die Stadt Zwickau bereicherten die Motivsuche und förderte den menschlichen Zusammenhalt im Malzirkel. 

Gern erinnern wir uns an eine Aktion im Naturschutzzentrum in Dörfel (Erzgeb.) ob im Winter wie auch im Sommer. 

Die herrliche Erzgebirgs-Landschaft in neue Bildwelten erstehen zu lassen, begeisterte alle, und sie konnten sich auch in anderen Maltechniken dabei ausprobieren.

Der Malzirkel „Steinkohle“ e.V. erhielt für sein Wirken bis zur Wende 1990 viele hohe Auszeichnungen wie z. B. „Hervorragendes Volkskunstkollektiv“ 1979 und 1983 u. a.

Grundlage dafür waren bedeutende Auftragsarbeiten für Wandgestaltungen für Kindereinrichtungen für Objekte in Zwickau und Arbeiten zur Buchgestaltung.

Als einen erweiterten Aspekt im Zusammenwirken verschiedener Vereine in Zwickau sollte die gemeinsame Aktion zur Ehrung „120 Jahre August Horch - ein Pionier der Zwickauer Automobilgeschichte“, genannt werden. 

Gemeinsam mit dem Förderverein August Horch Museum Zwickau und unserem Malzirkel „Steinkohle“ e.V. wurde eine Ausstellung im August-Horch-Museum Zwickau 2024 vorbereitet und erfolgreich durchgeführt.

Über zwei Jahre begleitete das Filmaktiv von diesem Förderverein das Malen vor Ort im Museum auch im Studio des Malzirkels und in der freien Natur, wie im Park der Neuen Welt, an dem sich die Erwachsenen und die Kinder gleichermaßen beteiligten. 

Eine sehr schöne Bilderausstellung von gemalten oder gezeichneten historischen Automobilen in ihrem Ambiente des Museums gesehen, diente dieser Ehrung und wurde von der Museumsleitung wie auch vom Publikum anerkennend gelobt.

Der damit auch entstandene Film von ca. 25 Minuten ist ein Zeitdokument und zeigt sehr schön das praktische Schaffen in verschiedenen Maltechniken an den Malobjekten im Museum, im Studio und im Freien.

Steinkohle wird im Zwickauer Revier schon seit den 1970er Jahren nicht mehr abgebaut, aber unser Name Malzirkel „Steinkohle“ e. V. hat einen historischen Hintergrund, den wir bewusst behalten und in dankbarer Erinnerung an alle die, die uns gefördert haben und weiterführen wollen.

Bergleute haben wir heute keine mehr in unserem Malzirkel „Steinkohle“ e. V. aber wir bleiben eine Gemeinschaft Kunstinteressierter, in der jeder seinen künstlerischen Neigungen und Fähigkeiten nachgehen kann.

Jeder, ob Kind, Jugendlicher oder Erwachsener, der diese Interessen zu seinem Hobby machen möchte, kann gerne in unseren Verein eintreten damit der Fortbestand des künstlerischen Schaffens in unserer Stadt erhalten bleibt.

Ingrid Stengel, 2. Vorsitzende                                               Zwickau, den 27. September 2025

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